Yvonne

Eisenliebe – Zwischen West und Nord

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Felsenfest, ach was, eisern glaubt man in der Jugend an die Ewigkeit der Dauer der ersten Liebe. Was also böte sich mehr an, als Liebesbekenntnisse auf ewig auf eisernem Grund zu verankern. Wenige Paare aber erreichen wirklich den eisernen Status der Paarbekennung. 65 Jahre braucht es, um die Eiserne Hochzeit feiern zu können. Vermutlich jedoch dürften diese Eisen-Paare im Spätherbst eiserne Bänke meiden. Es drohen Blasenentzündung und andere gesundheitliche Unannehmlichkeiten. Auch deshalb bleiben diese Bänke jungen Liebenden vorbehalten. Morgens allerdings bleiben sie fern. Vielleicht frönen sie der Liebe ja gerade an einem anderem, an einem fedrigen warmen Ort. Und das unterscheidet sie dann in nichts von den Alten.

Der Weimar-West-Besuch – ein Wunsch von Thomas

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Schönheitsideale – Park an der Ilm

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„Es gibt auch Spiegel, in denen man erkennen kann, was einem fehlt“, schreibt Hebbel. Die Bäume am Ufer der Ilm haben den Vorgang der langsamen Entblätterung ihres Selbst täglich vorm Angesicht. Um die Seelenlage der planzlichen Geschöpfe zu erforschen, wäre wichtig zu wissen, wie deren Schönheitsideal aussieht. Was also ist schön? Zart, schmal und unbekleidet oder mächtig, ausladend und bekleidet. Dieselbe Frage gerichtet an Menschen dürfte überwiegend mit den ersten drei Adjektiven beantwortet werden. Falls das bei den Bäumen auch so ist, muss im Park dringend was gemacht werden. Depressionen aufgrund von Figurproblemen können wir unseren Erdenmitbewohner schließlich ganz einfach durch Abholzen ersparen.

Der Park-an-der-Ilm-Besuch – ein Wunsch von Christina

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Drohgebärden – Marktplatz

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Götter als Nachbarn könnten sich als gefährliche Gesellen entpuppen. Schon seit Jahrhunderten beherrscht Neptun, der Gott des Meeres, den Markplatz  und richtet seinen Dreizack auf die weltlichen Herrscher im Rathaus. Kein Wunder, dass diese nun ausgezogen sind und sich am Herderplatz eingerichtet haben. Am dortigen Platze nämlich drohen keine kriegerischen Götter. Die eingesparte Kraft nutzen die Herrscher der Stadt zurzeit, um sich der drohenden Pläne Erfurter Herrscher zu erwehren. Aber vielleicht wäre es gut, sich auch andere Götter ins Boot zu holen. Es geht schließlich um die Hoheit über die eigene Stadt. Man könnte aber auch über eine Verpflanzung von Jupiter samt Dreizack nachdenken. Sollen sich doch die Erfurter seinen Zorn zuziehen.

Der Marktplatz-Besuch – ein Wunsch von Sebastian

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Semantikrevolte – Hinter der Marienstraße

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In früheren Zeiten sagte man dem studierenden Volk nach, sie würden den Aufstand lieben und gern auch zum Mittel der Besetzung greifen. Nun, im Jahre 2016 scheinen die Student*innen weder den frühen Aufstand noch die frühe Besetzung zu lieben. Aber auf wahrlich intelligente Weise unterminieren sie das System. Sind ihre Professor*innen noch ganz klassisch Inhaber*innen von Lehrstühlen, so zeigen die Neurevolutionäre ganz deutlich, wie man mit dem geschickten Einsatz der Semantik kämpfen kann. Die tüchtigen Weimarer Revolutionäre nämlich kreieren hier ihre eigene Idee von Stühlen. Sie erschaffen Leerstühle. Um so die Differenz zwischen Professoren und Studierenden zu schaffen, bedarf es gerade des Nichtaufstands und der Nichtbesetzung.

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Pech!

Man kann nicht immer nur Glück haben. Nein. Aber es wäre eben doch schön gewesen, wenn nicht vier Tage Arbeit für den Blog umsonst gewesen wären, wenn der Schönblick und Belvedere, der Weg nach Tiefurt und das Hypothekenviertel mir nicht schöne Motive geschenkt hätten, die jetzt aus ziemlich blöden Gründen alle nicht mehr verfügbar sind. Ich bemühe mich deshalb, diese Woche drei Einträge von letzter Woche und drei neue Einträge zu schaffen. Versprechen will ich es nicht, es hat ja schon letzte Woche nicht geklappt.

Aufmerksamkeitsökonomie – Goetheplatz II

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Menschenmassen bevölkern den Goetheplatz an einem November-Wochenendtag nicht. Dafür wird zurzeit aber ein Massenauflauf ganz anderer Art geboten. Wenn sich die Bäume ihres Kleides entledigen, liegen die Blattmassen sehr pittoresk überall herum. Um da überhaupt noch aufzufallen, bedarf es einer besonderer Sichtbarkeitsmachung. Ein Glück gibt es städtische Mitarbeiter, die sich mit Einfühlungsvermögen auch der ansonsten in der Aufmerksamkeitsökonomie untergehenden immergrünen Pflanzen annehmen. Und so werden alle glücklich: Blättermassen werden neu drapiert, andere Pflanzen hervorgehoben und Menschenmassen mit neuen Aussichten beglückt.

Der Goetheplatz -Besuch – ein Wunsch von Thomas

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Erlebnisbäder – Mattstedter Weiden

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Wer die Mattstedter Weiden besucht, kann sich immer aufs Neue an Besonderem erfreuen. Ab und an entstehen hier an mehreren Stellen kleine, aber feine Erlebnisbäder, die gern von verschiedenen Zielgruppen genutzt werden. Als da wären Autofahrer, die mit Verve durchfahren, Kinder, die mit Energie reinspringen, Spaziergänger, die Slalom üben, Hunde, die mal schlecken, Vögel, die sich putzen, …  Leider fehlt manchmal das Wasser. Aber Steinkuhlen und Staub sind ja auch interessante Dinge. Man darf nicht immer so anspruchsvoll sein.

Der Mattstedter Weiden -Besuch – ein Wunsch von Margarete

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Frauenbild – Geleitstraße

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Von einer Ansiedlung der Kosemetikindustrie ist in der Stadt bisher nichts bekannt. Dabei böte die Stadt doch wirklich jede Menge Anregungen. Nehmen wir nur mal die aktuellen Farben des Pflanzenbewuchses am Hababusch. Sie könnten die Inspiration für die Lippenstift-Trend-Farben der Saison sein. „Inspired by Hababusch“ dürfte auch in den Ohren moderner Großstädterinnen genügend Exotik mitbringen und einen Kaufrausch auslösen. Mit dem Erlös könnte man dann den Donndorfbrunnen mal mit einem neuen Frauenbild schmücken. Dieses hier ist ja nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Sonst würde die Kosmetikindustrie ja damit werben.

Der Hababusch-Besuch – ein Wunsch von Richard

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Goldträume – Weimarplatz

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„Lass alles, was ich berühre zu Gold werden“, sprach König Midas. Diesen Traum scheint man auch in der Klassik Stiftung Weimar zu hegen. Oder wie kann man sich sonst erklären, dass seit Jahr und Tag eine goldene Gestalt den Eingang des Neuen Museums bewacht und dass kürzlich auch ein goldener Thron vor dem Museums eine Ausstellung begleitete. Besonders angebracht wäre die Erfüllung der Goldträume beim nahe entstehenden Bauhaus-Museum. Sollte der sagenhafte Midas fern bleiben, könnte man noch auf einen märchenhaften Gold-aus-dem-Hinterteil-fallen-lassenden Esel hoffen. Möglicherweise gibt es aber noch weitere Gold-versprechende Literaturgattungen. Danach kann die Stiftung ganz einfach suchen. Sie kennt sich damit aus. Viel Glück!

Der Weimarplatz-Besuch – ein Wunsch von Sven

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Nasenproblem – Zeughof

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Das Reformationsjubiläumsjahr hat begonnen. Selbstverständlich darf eine Lutherehrung auch in Weimar nicht fehlen. Wenn diese dann noch im hippen Graffitigewand daherkommt, kann das das Herz der Jubiläumsorganisatoren nur höher schlagen lassen. Bei dieser Ehrung aber hier, muss man aufpassen, dass der Herzschlag der Lutherepigonen nicht aussetzt. Denn Luthers Gesicht ziert eine sich nach vorn wölbende Nase. Eine Pinocchio-Nase! Vielleicht wurde sie gestaltet, um auch die Kinder auf dem davor befindlichen Spielplatz auf subtile Weise für den Reformator zu interessieren. Das ist natürlich löblich. Aber denken wir mal nach: Wann wächst Pinocchios Nase? Genau! Hier gerät dann Luthers ganzer Ideenkosmos in Gefahr.

Der Zeughof-Besuch – ein Wunsch von Sybille

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