Organismuserforschung – Anna Amalia Bibliothek

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Kein anderer Ort als die Anna Amalia Bibliothek hat in den letzten Jahren stärker die Liebe der Weimarer empfangen. Aber erst der Brand 2004 hat die Stadt ihre Liebe zur Bibliothek als ihrem Gedächtnis entdecken, und sie zu einem bedeutenden Teil dadurch auch retten lassen. Wenn eine Stadt immer wieder als Organismus bezeichnet wird und die Anna Amalia Weimars also das Gedächtnis ist, was sind dann Herz und Lunge, Galle und Leber, Magen und Darm? Was Arme und Beine? Vor allem aber: was sind Blinddarm und Weisheitszähne, die ja anscheinend verzichtbar sind, selbst wenn es zunächst schmerzt?

Der Anna-Amalia-Bibliotheks-Besuch  – ein Wunsch von Matthias

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Diätgarantie – Lyonel-Feininger-Straße

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Zu den Neujahrstraditionen gehört es, Änderungen für ein besseres Lebensjahr anzugehen. Auf der Top 5 Liste dürfte der Verschlankungswunsch die Nr. 1 sein. Möglicherweise wechselt ab und an das Vorhaben, mehr Sport zu treiben, damit den Platz. Tiere, auch Vögel, haben, soweit man weiß, keine Neujahrswünsche. Zu Schneefallzeiten aber unternehmen die geflügelten Bewohner Gleiches wie die Veränderungswilligen. Sie halten Diät und bewegen sich viel, vermutlich beides unfreiwillig. So wird, der Jahreszeit sei Dank, für die schlanke Linie gesorgt. Vielleicht sollten wir Menschen uns daran ein Beispiel nehmen.  Ab auf die Bäume , Ausschau halten, wo vielleicht ein paar Krumen rumliegen und dann nichts wie hin! Im Pulk! Diese Radikaldiät wird zum Erfolg führen! Garantiert!

Der Lyonel-Feininger-Straßenbesuch  – ein Wunsch von Petra

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Erlösung – Weimarplatz II

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Dies ist die Ausfahrt vom Ort der Erlösung. Kaufsüchtige können sich im Atrium ihren Kick holen. Und dann? Erlösung! Rund um Weihnachten wird der Erlöserort aber noch von anderen Zielgruppen frequentiert. Für die, von der Qual des Geschenke-Kaufens-Geplagten, gibt es die einfache Lösung: ein Gutschein. Und dann? Erlösung! Oder man gehört zu denen, die einen zu Weihnachten erhaltenen Gutschein einlösen. Und dann? Erlösung! Oder aber man hat das Falsche bekommen und tauscht es in das Richtige um. Und dann? Erlösung! Zwar kostet es, dass sich die Schranken heben und man den Ort der Erlösung betreten und wieder verlassen kann, aber was ist das schon gegen die Erlösung? Alle zahlen gern, wissen sie doch: der Gott des Mammon fordert nunmal seinen Tribut. Neu ist das nicht. Götter waren schon immer recht erpicht darauf.

Der Weimarplatz-Besuch – ein Wunsch von Falk

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Lebensweg – Gutenbergstraße II

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Dieses Haus war der Weg ins Leben für Schüler der Makarenko-Schule. Makarenko, der bekannteste russische Pädagoge stritt für eine gewaltfreie Erziehung und für die Achtung vor der allseitig gebildeten jungen Persönlichkeit. Pech für den Namensgeber, dass nach der Wende, auch sein Name eliminiert wurde. Pestalozzi, einer der Vorbilder Makarenkos, durfte übernehmen. Vielleicht wird die Schule später einmal nach den heutigen Erziehungsgurus benannt. Sie könnte dann vielleicht Juul- oder Hüther-Schule  heißen. Bis die neuen Zeiten anbrechen, kann man sich Makarenkos pädagogisches Poem „Der Weg ins Leben“ nochmal zu Gemüte führen. In der Anna Amalia Bibliothek kann man es ausleihen.

Der Gutenbergstraßen-Besuch – ein Wunsch von Katja

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Abkürzungswahn – Rödchenweg III

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Hier sehen wir die Tat von Augefreu oder war es Mohaubema oder Liegruver oder gar noch jemand anderes? Zur Zeit wird deutschlandweit über eine Abkürzung namens Nafri diskutiert. Aber wir hier in Weimar können auch hierüber sprechen: Autogestaltungsfreunde = Augefreu, Motorhaubenbemaler = Mohaubema, Liegruver = Liebesgrußverteiler. Hoffen wir mal, dass sich hier niemand auf den Schlips getreten fühlt. Vor allem nicht der, die, das Botschaft verteilende und der, die, das Botschaft engegennehmende Wesen. Schließlich wollen wir schon politisch korrekt bleiben.

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Distinktion – Weg ohne Namen

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Kaum etwas eignet sich stärker als Distinktionsmerkmal als Schneeberäumung. Denn in der Räumung verläuft die radikale Grenze zwischen verschiedenen Schneeentfernungsgruppen, als da wären: Frühaufsteher und Spätaufsteher, Fleißige und Faule, Geld-für-Hausmeister-Habende und Kein-Geld-für-Hausmeister-Habende, Disziplinierte und Undisziplinierte, Gesetzestreue und Gesetzesmißachter… Wer es seinem Nachbarn zeigen will, der nutzt den Schnee als Distinktionsstrategie. Das schlechte Gewissen, der der Räumpflicht Zuwiderhandelnden gibt es auf jeden Fall gratis.

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2017 – Am Fuchswege

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Mit diesem Foto verabschiede ich mich vom Jahr 2016, das für mich persönlich ein besonders schönes Jahr war. Bis Ende Januar werde ich für Euch – für mich so unerwartete – Besucher aus Deutschland und den USA, aus Ungarn und Israel, aus den Niederlanden und Hongkong, … noch Bilder und Geschichten in Weimar finden. Rutscht alle gut in ein wunderbares glückliches und friedvolles 2017. Eure Yvonne

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Schicksalssymbole – Windmühlenstraße

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Dies ist die frühere Villa des Thüringer NSDAP-Gauleiters Fritz Sauckel, dem Verantwortlichen für die Errichtung des KZ Buchenwald und die Deportation von Millionen Zwangsarbeitern. Errichtet für ihn und seine Familie wurde die Villa gegenüber dem Hasenwäldchen direkt in eine Windmühle hineingebaut. Vermutlich hat Sauckel nicht daran gedacht, dass es ein Sprichwort gibt, welches ihm hier gleichsam als Schicksalszeichen mit hineingebaut wurde. Wie heißt es doch: Die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen langsam, aber … Fritz Sauckels Leben endete als verurteilter Kriegsverbrecher mit dem Tod durch den Strang. Vor der Vollstreckung heißt es, sei er durch Hasenhaftigkeit aufgefallen.

Der Windmühlenstraßen-Besuch – ein Wunsch von Sebastian

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Problemlösungsangebot – Shakespearestraße

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Wenn die Menschen jung sind, gehen sie in die Schule. Vor ihnen steht dort ein erwachsener Mensch, der alles weiß und bestimmt. Die jungen Menschen machen, was ihnen aufgetragen wird. Es scheint, dass viele Menschen, wenn sie älter sind, sehr gute Erinnerungen an diesen Zustand haben, selbst wenn sie während der Schulzeit klagten, fluchten, gar schwänzten. Oder wie kann man sich sonst erklären, dass in der Erwachsenenwelt derzeit großer Bedarf an der allumfassenden Autorität eines Einzelnen kursiert. Vielleicht sollten alle die, die diesen Wunsch hegen, doch mal an die Bundeswehr denken. Dort muss man immer gehorchen und Nachwuchs wird dringend gesucht. So könnten zwei Probleme auf einen Schlag gelöst werden.

Der Shakespeare-Straßenbesuch – ein Wunsch von Frank

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Auflösung – Teich in Belvedere

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Belvedere wird ja zumeist von Schönheit und Erholung suchenden Lustwandlern besucht. Aber es könnte auch als ein Ort empfohlen werden, der Gewissheiten und Festgefahrenes auf zauberhafte Weise in Bewegung zu bringen vermag. Was hier starr und steif am Ufer steht, wird auf der spiegelnden Wasseroberfläche des Teiches zart bewegt. Der Spiegel der Natur schenkt diese Auflösung des Starren nicht nur Bäumen, sondern auch Menschen. Auch im Denken. Man muss diese Art der Bewegung natürlich zulassen wollen. Sonst wird das nichts.

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